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Goldene Zeiten! A.-G. Piel im Interview

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Miss Tickerlein spricht mit A.-G. Piel über den neu erschienenen Roman „Goldene Zeiten“, Steampunkliteratur, Steampunk als Lebensart, starke Frauen und wie das alles zusammenhängt.

Ms.T: Dein erstes Buch, Noémis Lied, gehört eher in die Kategorie Fantasy, oder?

A.-G.: Das ist jetzt ein bisschen peinlich (lacht). Eigentlich wollte ich die richtige Genre-Beschreibung längst mal nachschlagen. Noémis Lied ist mehr „alternative Realität“. Es ist jetztzeitlich geschrieben, aber doch zeitlos, zum Beispiel gehe ich nicht auf technische Errungenschaften unserer Zeit ein. Das Buch ist ein bisschen postapokalyptisch, mit diktatorischen Anklängen… es ist wirklich schwer einzugrenzen. „Fantasy“ ist ein arg weit gefasster Begriff.

Ms.T.:Spannend! Und auch da hast du politische Gedanken einfließen lassen?

A.-G.: Ja, bis zu einem gewissen Grad. Ich erhebe keineswegs den Anspruch, auf höchstem Niveau zu schreiben. Es stecken keine ausgeklügelt politisch-philosophischen Gedanken hinter meinen Stories. Gewisse Statements wird man immer wieder finden, eine bestimmte Art und Weise, die Dinge zu sehen. Zuallererst einmal will ich aber unterhalten.

Ms. T.: Ich habe jetzt über Goldene Zeiten schon öfter gelesen, dass der politische Gedanke für die Leser fast vor die Geschichte selbst gerückt zu sein scheint. Das war also von dir gar nicht so beabsichtigt?

A.-G.: Wirklich? Das habe ich so tatsächlich noch nicht mitbekommen. Eigentlich ist die Frage ja, was damit gemeint ist: Der politische Gedanke.

Ms.T.: „Antikapitalistisch“, „anarchistisch“, „emanzipiert“ das waren die Schlagworte, die mir auffielen.

A.-G.: Wie gesagt, meine Bücher sollen in erster Linie unterhalten. Goldene Zeiten hat vielleicht gewisse Anklänge, es ist aber kein antikapitalistisches Manifest. Das ist vielleicht eine Lesart, aber es lag nicht bewusst in meiner Absicht, etwas Marxistisches oder dergleichen zu schreiben.

Ms.T.: Hast du ganz bewusst ein Steampunk-Buch geschrieben oder ist das auch einfach passiert?

A.-G.: Es war von Anfang an bewusst ein Steampunk-Buch. Auf jeden Fall! Ich hatte vorher eine längere Geschichte geschrieben, Die Abenteuer von Richard Dean Donahue, die ja auch auf dem Clockworker erschienen ist, und habe großen Gefallen daran gefunden, in einem Steampunk-Universum zu schreiben, oder eher: in meinem eigenen Steampunk-Universum. Bei den Goldenen Zeiten war es so, dass ich irgendwann einfach den allerersten Satz im Kopf hatte. Ich habe ihn niedergeschrieben und es folgte prompt der gesamte Prolog …

Ms. T.: Wie lautet denn der erste Satz in deinem Buch?

A.-G.: „Dass der König von Wales ein Lügner und Kriegstreiber war, musste Edwina ausgerechnet am Tage ihrer Hochzeit erfahren.“
Und mehr wusste ich zu dem Zeitpunkt selber noch nicht über die Geschichte, der Rest hat sich von selbst entwickelt. Gerade im Prolog wird schon sehr viel Ausgangssituation abgehandelt, woraus sich dann wiederum eine ganz andere Geschichte entwickelt.
Aber wie gesagt: „Goldene Zeiten“ war von Anfang an als „klassischer“ Steampunk-Roman konzipiert, angelehnt ans 19. Jahrhundert, mit einem gewissen Science-Fiktion-Charakter.

Ms.T.: Hast du denn ansonsten Verbindungen zum Thema Steampunk, oder ist das für dich etwas Neues?

A.-G.: Ich entdecke immer wieder etwas Neues, wenn ich mich denn mit Steampunk beschäftige. Gerade weil ich das nicht unbedingt jeden Tag tue. Steampunk ist nicht meine absolute Passion oder gar Obsession, aber ich beschäftige mich immer wieder gerne damit. Ich lese gerne darüber, verfolge das Thema auch, aber ich sitze jetzt nicht das ganze Wochenende in der Garage und schraube oder nähe Kleider.

Ms.T.: Hast du Steampunkromane gelesen, die dich beeindruckt haben?

A.-G.: Tatsächlich nicht wirklich viele. Dafür, dass ich ein Buch darüber geschrieben habe, habe ich mich wohl relativ wenig mit der dazugehörigen Literatur beschäftigt. Ich freue mich allerdings immer wieder, wenn ich Steampunk-Eelemente in egal welchem Medium, Musik, Bücher oder Filme, wiederfinde und auch als solche erkennen kann.

Ms.T.: In deinem Buch gibt es eine Menge starke Frauenfiguren. Würdest du sagen, dass das für dich persönlich ein wichtiges Thema ist oder ist es ein Thema, das der Steampunk ohnehin aufgreift?

A.-G.: Ob Steampunk dieses Thema im Besonderen aufgreift, kann ich nicht sagen. Aber ich finde es definitiv wichtig! Meiner Meinung nach sollten starke Frauenfiguren so lange geschrieben werden, bis es einfach kein Thema mehr ist, gerade weil es stellenweise immer wieder eine Besonderheit zu sein scheint. Also ja, ich habe ganz bewusst einige Frauenrollen als sehr unabhängig, sehr selbstbewusst und sehr stark beschrieben. Gleichzeitig gibt es im Buch patriarchalische Strukturen, zum Beispiel in „meinem“ England, das in manchen gesellschaftlichen Dingen noch sehr rückschrittlich ist und auch so wirken soll. Meine Hauptfigur ist dort eingeengt, gerade weil sie eine starke Frau ist.

Ms.T.: Können wir mit einer Fortsetzung von „Goldene Zeiten“ rechnen? Oder wenigstens mit weiterer Steampunk-Literatur aus deiner Feder?

A.-G.: Also, wenn es positive Rückmeldungen in dieser Hinsicht gibt, schreibe ich sehr gerne eine Fortsetzung! Und es wird auf jeden Fall auch noch ein weiteres Steampunk-Buch von mir geben.

Ms.T.: Also greifst du deine Steampunkwelt noch einmal neu auf?

A.-G.: Genau. Ich muss sagen, ich mag „mein“ Universum ganz gerne. Ohne mir selbst auf die Schulter klopfen zu wollen, finde ich, dass ich ein paar nette Ideen hatte, mit denen ich noch sehr gerne spielen würde. Ich finde es auch sehr reizvoll, anknüpfen zu können, an Figuren und Ereignisse aus den Goldenen Zeiten, und ich habe auch schon hier und da von Lesern gehört, dass sie sich zu bestimmten Nebenfiguren ein ganzes Buch wünschten.

Ms.T.: Wer kommt denn besonders gut an, bei den Lesern?

A.-G.: Wer ziemlich gut ankommt, ist Orlando, der Mesmerit. Er ist ein Dandy mit viel Potenzial. Aber nichts Gegenteiliges offensiv eingefordert wird, wird Orlando von mir aus auch erst mal Nebenfigur bleiben.

Ms.T.: Was unterscheidet eigentlich „dein“ Steampunk-Universum von all den anderen, zahlreichen Steampunk-Universen?

A.-G.: Ich hoffe, ich habe eine frische Geschichte geschrieben, die die Leser nicht permanent an etwas anderes erinnert. Natürlich habe ich auch hier und da mit Altbekanntem gespielt, mit Menschmaschinen, mit Allflügen, mit Magnetismus… da ist schon einiges dabei, was es schon gab, in der einen oder anderen Weise. Aber ich denke nicht, dass ich nur alten Wein in neue Schläuche gefüllt habe.

Ms.T.: Gehört für dich Steampunk und Politik zusammen?

A.-G.: Nein, nicht zwangsläufig. Ich finde, Steampunk ist etwas, das in seiner Literaturform in erster Linie nur unterhalten sollte. Jedenfalls „mein“ Steampunk.

Ms.T.: Es gibt ja durchaus Leute, die sehen Steampunk nicht als „Genre“, sondern als Lebensart. Ist das für dich in dieser Form ein Begriff?

A.-G.: Für mich persönlich ist Steampunk zuallererst ein literarisches Genre. Ein sehr reizvolles, sehr spannendes Genre, aber nichts, das mein ganzes Leben bestimmen könnte. Es gibt da immer wieder tolle Dinge, die ich mir auch gerne anschaue, wie zum Beispiel auf der FaRK, das finde ich sehr, sehr faszinierend. Ich finde es unglaublich, was manche Leute unter dem Gesichtspunkt „Steampunk“ erschaffen. Für mich selbst gibt es aber zu viele andere Dinge, die mich faszinieren. Allerdings versinke ich sehr gerne in einer Art – in meiner Art – Steampunk. Ich denke ohnehin, dass Steampunk etwas ist, das sich stark über das Individuum definiert, das den Steampunk gerade erlebt.
GZ

Und jetzt der Clou zum Interview: Neugierig geworden? Lesebrille bereits gezückt? Clockworker verlost unter allen Kommentatoren zwei Exemplare des Steampunk-Romans „Goldene Zeiten“! Hinterlasst uns einfach direkt hier einen Kommentar zum Thema und drückt euch selbst die Daumen – schon seid ihr dabei! Einfacher geht es ja nun wirklich nicht, oder?!


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